Die Oni-Maske, die im Schatten der Nacht tanzt und der legendäre Shuten-doji, welcher sich in der Mondspiegelung ergötzt. Der weltberühmte Meisterdieb, Phantomdieb Ura ist zur Stelle!

Onigokko! ist eine Visual-Novel aus dem Studio ALcot, die ihr englisches Release am 29.6.2021 durch JAST USA feiern konnte. Weitere bekannte Visual Novels aus dem Hause ALcot sind Clover Days und My Girlfriend is the President. Doch was erwartet uns in Onigokko? Ein entspanntes Moege oder doch Drama rund um Phantomdieb Ura?

Zu kaufen gibt es Onigokko! bei JAST USA.

Handlung

Phantomdieb Ura kommt auf der Insel Miyajima, die für ihre mythische Geschichte bekannt ist, an.

Ura, der auf der ganzen Welt als gerissener Trickbetrüger bekannt ist, verliert dort durch einen unbekannten Feind, der sich für ihn ausgibt, an Ansehen.

Auf der Insel leben die drei großen Familien, die von einigen der legendärsten Helden der japanischen Folklore abstammen: Momotarou, Kintaro und Otohime. Diese Familien arbeiten zusammen, um die mystischen Schätze zu schützen und sind eingeschworene Feinde des Phantomdiebs. Ihre jüngsten Nachkommen, allesamt Oberschüler, haben einen Schwur abgelegt und geschworen, Ura zur Strecke zu bringen.

Der Clou? Sie besuchen jetzt alle dieselbe Schule!

Begleite den Phantomdieb Ura, wenn er seinen Betrüger aufspürt und sich mit seinen Rivalen anfreundet, in einer Geschichte, die seit Jahrhunderten brodelt … und vielleicht schnappst du dir auf dem Weg ein paar mystische Schätze oder Frauen!

Aufbau

Direkt beim Start der Visual Novel wird einem das Alter bewusst. Onigokko! startet nicht in der uns bekannten 16:9 Auflösung, sondern altbacken in 4:3. Dies lässt sich leider auch nicht ändern, da das gesamte Spiel auf diese Auflösung aufgesetzt ist. Wer seine Visual Novels immer im Fenstermodus spielt, der wird damit keine Probleme haben. Wer jedoch Fullscreen bevorzugt, der wird mit schwarzen Boxen am Rand kämpfen müssen. Der nächste große Unterschied zu anderen, moderneren Visual Novel sind die beweglichen Textboxen. Gewöhnlicherweise sind die Textboxen immer am unteren Rand des Bildschirms und bewegen sich nicht weg. Onigokko! weicht von dieser Formel ab. Die Textboxen springen durch den Bildschirm und unterstreichen die Aussagen der jeweiligen Person. Doch nicht nur die Position der Textbox verändert sich, auch die Farbe des Textes, zu der Person die gerade spricht.

Insgesamt gibt es vier Routen; inklusive einer Common Route. Diese Common Route gibt eine Einführung in die Story und hält sich im Umfang eher zurück. Zu Anfang kann man frei aus drei Routen auswählen und die letzte Route kann man nur spielen sobald alle anderen Routen vollständig gespielt worden sind. In jeder der Routen erfährt man ein wenig mehr über die Welt von Onigokko!, von den Umständen der einzelnen Mädchen und wie es zu dieser Situation kommen konnte.

Des Weiteren sind klassische Tropes in den einzelnen Routen sehr stark präsent. Die Common Route gibt hier schon einen guten Hinweis, was einen in den jeweiligen Routen erwartet.

Ansonsten sind die Sprites nicht starr. Die Sprites unterstreichen die Story und die Handlungen der Charaktere. Wenn Kana einmal mehr vor Schüchternheit von uns wegrennt, dann spiegelt sich das auch in den Sprites wieder.

Inhaltliches oder Hübsche Frauen, die Alkohol ausschenken!

Im großen und ganzen dreht sich die übergeordnete Story um Phantomdieb Ura, der Mystische Schätze stiehlt und seinen Trittbrettfahrer ausfindig machen möchte. Unterstützt wird er dabei von seiner Schwester Aoi, die in schwierigen Zeiten auch als Mini-Ura tätig wird. Sie unterstützt uns bei unserer Mission den Trittbrettfahrer ausfindig zu machen.

Ura selber hat aber auch eine Schwäche. Er braucht Alkohol, regelmäßig. Es wird umschrieben, wie er sich an fast jedem Morgen „Nüchterholisiert“ fühlt, da er noch nichts zu trinken hatte. Deswegen versteckt er in seinem Studentenwohnheim einige Flaschen an Alkohol. In seinem Status von „Nüchterholisiertheit“ sollte Ura stark eingeschränkt sein, was seine Fähigkeiten angeht. Hier wäre großes Potenzial gewesen, aber dieser Umstand wurde einfach kaum genutzt. Es bietet nur komödiantische Erleichterung und einen Grund Alkohol im Zimmer zu haben, den die Mädchen trinken oder ausschütten können.

Der Aufbau aller Routen ist ähnlich. Nach der Common Route starten wir mit süßen und niedlichen Szenen. Wir lernen die Dame unseres Begehrens kennen und erleben diverse Sachen mit ihr. Nachdem wir genügend Moe hatten, kommt eine kurze Szene, die sich nur um Ura und seine Situation dreht. Kurz darauf, kommen alle H-Szenen kurz hintereinander. Damit gehen wir auch dann über in das überdramatische Ende und das große Finale. Die Story rund um unser ausgewähltes Mädchen wird aufgelöst und die Zukunft von Ura in Stein gemeißelt. Kurz danach folgt die Afterstory und wir haben unsere ausgewählte Route beendet. Die Afterstory ist leider wirklich enttäuschend. Ich erwarte nicht viel von der Afterstory, aber ein paar Zeilen sind doch immer schön zu lesen. Im Fall von Onigokko! ist es jedoch leider als ob ein Zug gegen eine plötzlich auftauchende Wand fahren würde. Es ist einfach bbrupt und out-of-place.

Die Szenen fühlen sich an manchen Stellen echt gestellt an und es ist immer das selbe Prinzip. Wir haben ein schnuckeliges Date mit unserer Begehrten und sind kurz davor, dass wir die Beziehung einen Schritt weiterführen … und das Handy klingelt oder unsere Schwester macht einen Aufstand. Diese Art und Weise zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Route bis zu dem Punkt, an dem es nervig wird.

Im Gegenzug sind die einzelnen Szenen jedoch schön geschrieben. Sie sind wirklich angenehm zu lesen und man kann sich wirklich in die Story hineinversetzen. Die zweisamen Szenen, die man mit den Mädchen hat, sind auf einem hohen Level. Die Aussagen und Reaktionen der Mädchen sind wundervoll geschrieben. Aber auch die Art und Weise, wie manche Stories auf den Routen ausgerollt werden sind überdurchschnittlich. Die Geschichte rund um Akari und ihre Mutter wird langsam ausgerollt und langsam stetig spannender. Das war wirklich angenehm zu lesen. Dann gibt es jedoch auch Stellen, an denen dieselbe Szene sich dreimal wiederholt. Man bekommt dreimal dasselbe zu lesen – nur mit anderen Umständen. An der Stelle kommt schon die Frage auf, ob es sich wirklich lohnt weiterzulesen. Des Weiteren sind auch manche Story-Elemente viel zu weit hergeholt für meinen Geschmack. Vor allem die letzte Route und ihre Auflösung.

Es gibt zwar einen riesigen Batzen an Moe und süßen Szenen, jedoch ist es kein Vergleich zu einer reinen Romance-Visual-Novel wie Making*Lovers oder SukiSuki. Die H-Szenen kommen einigermaßen gut weg. Diese sind zwar divers und kreativ geschrieben, aber im Gesamtpaket leider nicht wirklich befriedigend. Vor allem weil es keine Szene mit Aoi gab, sondern nur einen kurzen Teaser.

Die übergeordnete Story, das Fangen des Trittbrettfahrers von Ura kommt definitiv zu kurz. Dafür, dass es der treibende Faktor in der Geschichte ist, gibt es viel zu wenige Szenen, die sich damit beschäftigen. Hier wird eine Unmenge an Potenzial verschwendet. Natürlich liegt der Fokus eindeutig auf den einzelnen Mädchen, aber eine ein paar mehr Details über die Geschichte von Ura hätten nicht geschadet.

Aber ein Geschwisterpaar in der Schule, das kommt mir bekannt vor…

Ein Geschwisterpaar, das gemeinsam eine geheime Mission in einer Schule hat. Wer ein wenig auf dem aktuellen Stand der Szene ist, dem wird diese Thematik bekannt vorkommen. Riddle Joker kommt mit dem selben Clou daher, der aber ein wenig anders durchgeführt wird. Während bei Onigokko die übergeordnete Story immer im selben Rahmen bleibt, ist die Story bei Riddle  Joker mit jeder Route anders. Das führt zu mehr Varietät, die bei Onigokko! leider fehlt. Dafür liegt die Besonderheit bei Onigokko! in den Informationen, die wir mit jeder Route bekommen. Es werden nicht immer alle Informationen in jeder Route preisgegeben, sondern man lernt mit jeder Route ein wenig mehr von der gesamten Welt. Und nur mit diesen gesammelten Informationen, wird die letzte Route vollkommen.

Böse Zungen könnten nun behaupten, dass Onigokko! im Kern wie Riddle Joker ist, nur mit Ninjas und schlechterem Drama. Ich kann nicht behaupten, dass an der Aussage nichts dran ist, aber wer einen größeren Fokus auf das Geschwisterpaar und ihrer Mission legt, der ist mit Riddle Joker deutlich besser versorgt. Außerdem sollte man bedenken, dass Riddle Joker mehr als ein Jahrzehnt Zeit hatte, um sich was abzugucken.

Musik/CGs

Die musikalische Untermalung ist in Ordnung. Es fühlt sich halt so an, als ob man die Lieder schon tausendmal gehört hat. Aber die Lieder sind thematisch der Story angepasst, was zu einer schönen Abrundung des Gesamtergebnisses führt. Insgesamt bin ich ein großer Fan der Kampfmusik. Man merkt sofort, wie sich die Stimmung der Szene wandelt. Die Soundeffekte sind eine schöne Addition und steigern oft den komödiantischen Effekt einer Szene.

Manche Sprites sind leider nicht sehr anschaulich. Es kommt einfach ein Gefühl auf, dass sie ein wenig falsch aussehen. Und man merkt auch in kleinen Teilen, dass das originale Release schon zehn Jahre zurückliegt. Aber dann gibt es im Gegenzug wieder Stellen an denen es unglaublich passend und schön aussieht.

Fazit

Die springenden Textboxen. Ich habe sie gehasst wie die Pest, sogar darüber nachgedacht die Visual Novel deswegen zu droppen. Es hat fast mehr als eine Route gebraucht, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Für jemanden, der gerne fokussiert liest und dann jedesmal mit seinen Augen springen muss, war es der Horror. Sie geben dem Spiel zwar ein wenig mehr Dynamik, aber mit einer Option die Textboxen statisch zu schalten, wäre auch nichts verloren gegangen.

Des Weiteren fand ich, dass das Drama, die übergeordnete Story, deutlich zu kurz kam. Das Drama kommt nur in Schüben, was mir persönlich gar nicht gefallen hat. Stärkere und öftere Wechsel zwischen Ura und Keisuke hätte ich schon befürwortet. Man hätte auch so viel mehr rund um Ura und seine Rolle als Phantomdieb anstellen können. Dasselbe gilt aber auch für seine Schwester Aoi. Ihre Route auf die Fandisc auszulagern, grenzt fast schon an Betrug. Man erschafft eine Schwester, die an Eifersüchtigkeit kaum zu überbieten ist und gibt ihr dann keine Route?

Die Enden der Stories sind zufriedenstellend, auch wenn ich – wie angemerkt – die Afterstory zu kurz finde.

Im Gesamtpaket ist Onigokko! ein gutes Moege, welches eine ordentliche Story liefert während wir eine süße Zeit mit den Mädels haben. An manchen Stellen fühlt es sich leicht gestreckt an, aber vom Spielerlebnis nimmt es nichts weg.

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