Am 17. Oktober erschien das neuste Spiel aus dem Hause Voracious Games: Potionomics. Ein bezaubernder Simulator über das Leiten eines zauberhaften Brauhauses. Eine Visual Novel geführte Story welche vereint wird mit dem Brauen und Vertreiben von Zaubertränken. Kann das Spiel halten, was es vom Aussehen verspricht oder ist es nur ein süßer Anstrich auf einem durchschnittlichen Management-Spiel?

Story

Wir bekommen regelmäßig Eulen von unserem Onkel aus einem fernen Land. Er ist ausgereist, um seinem Traum zu folgen: Einen Laden für Zaubertränke zu leiten. Gepackt von seiner Abenteuerlust und seinem ausgereiften Enthusiasmus suchte er seine eigenen Zutaten in dieser fremden, gefährlichen Welt. Anstelle dies der vor Ort ansässigen Gilde zu überlassen, wollte er nur die besten und gefährlichsten Zutaten besitzen. Eines Tages erreichte uns, Sylvia, also der Brief über sein Ableben, mit dem Angebot sein Erbe zu übernehmen, wenn wir dies nur vor Ort in Beschlag nehmen würden. Also reisen wir in das ferne Land Rafta.

Was wir jedoch vorfinden ist eine Ruine eines Ladens und eine Schuldeneintreiberin, welche uns prompt dazu verpflichtet die Schulden unseres verstorbenen Onkels abzutragen. Etwas resigniert, aber voller Hoffnung begeben wir uns also in diesen neuen Lebensabschnitt von Sylvia, mit dem Wunsch den Laden wieder aufleben zu lassen. Wer darf dabei nicht fehlen? Natürlich unser Sidekick, die sprechende Eule, Eule.

Gameplay

Potionomics kombiniert verschiedene Gameplay-Elemente. Zu Beginn ist unser Laden sehr heruntergekommen, was natürlich auch die Preise nach unten drückt. Nach etwas Zeit und einigen Renovierungen sieht unser Laden deutlich ansehnlicher aus, bietet mehr Platz zum Verkaufen oder mehr Platz für einen weiteren Kessel zum Brauen. Sobald wir unseren Laden öffnen, geht es an das Verkaufen unsere Tränke. Damit beginnt der Deckbuilding-Aspekt des Spieles. Um unsere Getränke zu verkaufen, müssen wir bestimmte Karten spielen, welche die Geduld der Kunden verringert, aber den Preis steigert. Am Anfang sind unsere Karten noch sehr begrenzt, aber je mehr Leute wir treffen und je mehr wir mit ihnen abhängen, desto mehr erweitert sich unser Kartenportfolio. Doch wie brauen wir nun diese Tränke?

Jeder Trank besteht aus Zutaten, die fusioniert werden, mit einem magischen Zustand, welche im Spiel A bis E genannt werden. Um also einen Heiltrank zu brauen, musst du Zutaten mit den Eigenschaft A und B, mit einem Verhältnis von 1:1, in den Kessel werfen. Das ist am Start noch relativ einfach, wenn alle Zutaten, die man besitzt, entweder sechs A-Eigenschaften oder sechs B-Eigenschaften hat. Nach einiger Zeit kommen schon eine gute Menge an anderen Zutaten hinzu und man muss schon darauf achten, dass man die richtigen Verhältnisse der Zutaten in den Topf geworfen hat. Sobald dann noch Zutaten, die bestimmte Boni oder Mali ins Spiel bringen, wird das Brauen der Tränke schon zu einer richtigen Wissenschaft.

Die Zutaten, die wir für das Brauen benötigen, können wir von unseren Freunden kaufen oder wir schicken sie auf eine heroische Expedition und bekommen frisch geschlachteten Loot von den Monstern. Kaufen ist natürlich die Variante, bei der wir wissen, was wir bekommen, während eine Expedition nicht unbedingt die Zutaten bringt, die wir gerade benötigen. Jedoch können wir jede Zutat erst einkaufen, sobald wir sie einmalig bei unserer Händlerin abgegeben haben. Somit sind wir also praktisch gezwungen unsere Freunde auf Expeditionen zu schicken und Monster zu töten. Im späteren Verlauf des Spieles können wir dann auch Expeditionen sponsern oder unsere Zutaten von Piraten kaufen.

Das Spiel ist in 5 Abschnitte aufgeteilt und am Ende jedes Abschnittes muss man ein Turnier gewinnen. Bei diesem Turnier tritt man gegen andere Alchemisten an und muss mit seinen besten Tränken punkten. Während des Turniers hat man dann die Chance seine eigenen Tränke mit den Karten aus den Verkaufsgesprächen aufzuwerten um am Ende einen höherwertigen Trank als der Gegner zu haben.

Und so startet das Spiel richtig durch. Man kauft immer bessere Zutaten, die man in immer besseren Kesseln braut, mit immer anspruchsvolleren Kunden, während man versucht seine Freunde nicht zu vernachlässigen, um noch weitere Karten für das eigene Deck zu erhalten.

Gestaltung

Das Spiel hat mich schon im Vorfeld mit diversen Ankündigungen begeistert. Die Grafik des Spiels hat einen besonderen Charme und man sieht, dass viel Detail auf die einzelnen Charaktere gelegt worden ist. Für jede Situation gibt es praktisch eine Animation, was das Spiel lebendig aussehen lässt. Die musikalische Untermalung ist passend und auch die Menüs zum Besuchen der Freunde oder beim Einkaufen der Zutaten ist stimmig. Man sieht, dass viel wert auf das Polieren des Spiels gelegt worden ist. Man bekommt wirklich Lust alle NPCs kennenzulernen, zu hören, was sie erlebt haben und wie sie in der Stadt zurechtkommen. Jedoch hat das Spiel einige sehr, große Schnitzer, die die Freude am Spielerlebnis deutlich herausnehmen.

Bewertung

Potionomics macht vieles gut. Das Brauen der Getränke kann schon sehr anspruchsvoll werden, und man muss sich wirklich Gedanken darüber machen, wie man bestimmte Getränke braut. Die Tränke steigern ihren Wert mit den Qualitäten der Zutaten und man wird deutlich dafür belohnt, wenn man die perfekte Mischung für einen Trank gemischt hat. Dort liegt jedoch auch die Krux. Es scheint, als ob es für jedes Getränk die perfekte Lösung gibt. Natürlich kann man die Tränke auch mit anderen Zutaten brauen, aber es wird nie genauso perfekt sein oder die entsprechenden Sterne bekommen. Des Weiteren kann man Rezepte für einen bereits gebrauten Trank nicht speichern. Man merkt sich also entweder genau, welche Zutaten man genommen hat oder man probiert es jedes Mal erneut aus. Bei der Menge an verschiedenen Zutaten kann das schon mal sehr schnell anstrengend werden. Andere Spiele wie Potion Craft: Alchemist Simulator haben es hier deutlich besser gemacht. Dort gibt es zwar auch Wege einen perfekten Trank zu bekommen, aber man kann fast mit jeder Zutat das gewünschte Resultat erreichen.

Um das erste Mal an die Zutaten heranzukommen, ist man sehr auf RNG angewiesen. Nur durch das Durchführen von Expeditionen und Sponsern dieser bekommt man am Anfang neue Zutaten. Ich habe bis nach dem kompletten ersten Abschnitt keine Kaktuse oder roten Pilze bekommen, welche kritisch sind, um seinen Shop zu erweitern und auszubauen. Dadurch wurde ich drastisch in meinen Möglichkeiten limitiert und war darauf angewiesen nicht immer die optimalen Tränke zu brauen. Dieses RNG wäre nicht mal annähernd so schlimm, wenn man genügend Zeit am Tag oder vor dem Wettbewerb hat. Man ist jedoch unter einem ständigen Zeitdruck die entsprechenden Tränke für den Wettbewerb zu brauen, während man versucht weiterhin Geld einzunehmen, da man sonst auch keine weiteren Zutaten oder Upgrades kaufen kann, um diese sehr wichtigen Tränke herzustellen. Wer findet da noch Zeit, mal mit allen wirklich interessanten Charakteren zu reden.

Durch diesen Zeitdruck verliert das Spiel eine große Portion seines Charmes, nämlich die Interaktionen mit seinen Charaktere. Man kann gar nicht die Cutszenen aller Charaktere sehen, weil man sonst in ein Game Over läuft, weil einfach keine Zeit übrig geblieben ist Tränke zu brauen oder zu verkaufen. Das ist einfach nur traurig. Hier bräuchte es eine deutliche Entschärfung des Time Limits um einem auch die Chance zu geben die Charaktere wirklich zu erleben und auch die Auswirkungen des RNGs deutlich zurückzuschrauben.

Will man also nun einen bestimmten Trank brauen, geht man die entsprechenden Zutaten einkaufen. Sobald man im Shop ist, sieht man jedoch nicht mehr welche Zutaten man bereits hat oder welche Eigenschaften ein bestimmtes Getränk hat, damit man entsprechend einkaufen kann. Hat man sich also nicht genau gemerkt, welche Zutaten man im Laden hat oder welche Eigenschaften gerade benötigt werden, dann kauft man eher auf gut Glück ein und ärgert sich danach, dass man nun Kapital für Dinge verschwendet hat, die nun einfach dumm rumliegen.

Dafür, dass einem das Spiel unter solchen Zeitdruck setzt, fehlt es aber auch an einem Erfolgserlebnis. Man muss zwar für die Wettbewerbe bestimmte Tränke vorbereiten, diese sind aber nicht besonders schwer oder werden mit einem besonderen Verfahren hergestellt. Auch während oder nach dem Wettbewerb geht es nach dem Style Bussiness-as-Usual weiter. Es kommt kein Erfolgserlebnis hoch oder gibt einen Moment der Ruhe, in dem man mal kurz mit den Charakteren reden kann oder einfach mal nicht direkt fokussiert weitermachen muss. Denn in zehn Tagen ist schon der nächste Wettbewerb und du sollst mit drei Tränken antreten, die du bisher noch nie gemacht hat, in einer Qualität, die du gar nicht in deinem jetzigen Kessel machen kannst und das Geld, was du eigentlich für einen zweiten Kessel ausgeben wolltest, ist schon wieder weg, weil du sonst keine vernünftigen Zutaten gehabt hättest um sinnvolle Tränke zu machen. Und ach ja hast du daran gedacht eine Expedition herauszuschicken, natürlich unterstützt mit Tränken und die Expedition zu sponsern, damit du auch weitere Zutaten bekommst? Stress pur.

Fazit

Ich finde es unglaublich schade, dass Potionomics einen unter solch einem Stress leiden lässt. Man ist nicht wirklich in der Lage alle Spielmechaniken wirklich auszukosten oder zu erkunden, da man so sehr davon geplagt ist effizient zu sein. Dabei haben sie wirklich ein spaßiges und interessantes Spiel entwickelt. Ich glaube sogar, dass sich noch irgendwo in diesem Spiel eine Dating-Sim versteckt, aber ohne Zeit bleibt uns auch hier keine Zeit das zu erkunden oder sich mit diversen Charakteren zu treffen, um zu sehen, wer einem gefällt. Hier die Begrifflichkeit Dark Souls of potion crafting sims zu nutzen trifft den Nagel schon sehr genau auf den Kopf.

Ich würde noch einige Zeit abwarten, ob in dieses Spiel noch ein deutlich langsamerer Spielmodus kommt oder dass dieser Zeitdruck deutlich entschärft wird. Alle anderen Aspekte dieses Spiels sind süß und genial, doch der Hammer des Kapitalismus in der Welt von Rafta hängt einem ständig über dem Kopf.

Kaufen könnt ihr Potionomics hier!

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