Ich mache mich auf den Weg zur Brücke. Dieses mal bin ich der Engineer. Vielleicht werde ich dieses mal sofort meine Rolle verraten…

Gnosia ist ein Sci-Fi Social Deduction RPG, welches am 04. März für die Nintendo Switch veröffentlicht wurde. Entwickelt wurde das Spiel von Petit Depot mit PLAYISM als Publisher.  Ein Social Deduction RPG als Singleplayer-Experience? Kann das funktionieren?

Story

Noch bevor wir unsere Augen öffnen können, müssen wir schon einen Informationsfluss über uns ergehen lassen. Anscheinend befinden wir uns auf einem Raumschiff, welches von Gnosia gekapert wurde. Laut Protokoll müssen wir diese Gnosia ausfindig machen und in den Kälteschlaf versetzen. Soweit, so einfach. Wenn sich diese Gnosia nicht unter uns Menschen verstecken würden.

Wir öffnen unsere Augen und ein Mädchen mit grünem Haar und rötlichen Augen kniet neben uns. Noch bevor wir komplett begreifen können in welcher Situation wir uns gerade befinden, führt sie uns schon zur Brücke des Schiffes. Kaum an der Brücke angekommen, werden wir schon bezichtigt Gnosia zu sein. Jedoch verteidigt uns unsere grünhaarige Freundin Setsu bereits und stattdessen schicken wir die Person, welche uns unterstellt hat Gnosia zu sein, in den Tiefschlaf.

Laut Protokoll bereiten wir uns auf den Warp vor, der uns ins nächste Sternensystem bringt, während wir hoffen, dass wir die richtige Person in den Tiefschlaf gesendet haben. Wir begeben uns alleine in unsere Kajüte zurück, nicht wirklich schlauer als zum Zeitpunkt an dem wir aufgewacht sind. Kaum haben wir uns ins Bett gelegt, schließen wir die Augen und das Raumschiff springt ins nächste System.

Jedoch werden wir durch den Alarm des Raumschiffes geweckt, welcher uns mitteilt das sich immer noch Gnosia an Bord befinden. Also begeben wir uns erneut auf die Brücke, um für den nächsten Sprung eine weitere Person in den Tiefschlaf zu schicken – in Hoffnung, dass wir dieses mal den Gnosia erwischen. Wir sind leider nicht erfolgreich und schicken die falsche Person in den Tiefschlaf. Das Spiel ist vorbei, wir sind tot und das Raumschiff verloren.

Doch ehe wir uns versehen, befinden wir uns wieder auf dem Raumschiff und erneut erklingt der Alarm. Wir begeben uns zur Brücke und alle Personen, welche wir vorher verloren oder in den Tiefschlaf geschickt haben, stehen nun auf einmal vor uns – lebendig. Doch egal wie das Schicksal des Raumschiffes endet, am Ende befinden wir uns immer wieder am Anfang, so als ob nichts passiert wäre.

Gameplay

Das Spiel startet recht simpel. Es gibt ein oder zwei Gnosia, welche wir am täglichen Meeting in den Tiefschlaf schicken müssen. Durch gutes Argumentieren und Verteidigen sind wir in der Lage entweder Personen als verdächtig darzustellen oder Personen welchen wir vertrauen, zu decken. Aber nach und nach werden es immer mehr Personen, die an den Diskussionen teilnehmen und dazu zeitgleich auch mehr Gnosia. Aber nicht nur die Gnosia werden stärker, auch die Menschen bekommen Unterstützung durch verschiedene Rollen. Insgesamt können sich bis zu 14 weitere Personen im Raumschiff befinden, welche alle bis zu acht unterschiedliche Rollen innehalten können.

Es gibt einen sogenannten Engineer, der in der Lage ist vor jedem Sprung herauszufinden, ob eine betreffende Person ein Gnosia ist oder den Doctor, der der Gruppe mitteilen kann, ob die in Tiefschlaf geschickte Person ein Gnosia war. Diese Rollen sind der Dreh- und Angelpunkt mit denen die Crewmitglieder in der Lage sind die Gnosia zur Strecke zu bringen. Doch sagt uns die Person, welche sich als Engineer ausgibt, auch wirklich die Wahrheit oder versteckt sich dahinter ein AC Follower dessen Ziel es ist die Gnosia zu unterstützen?

Mit jedem weiteren Loop bekommen wir eine zufällig ausgewählte Rolle mit der wir mehr Informationen über diese Welt sammeln und entweder das Schiff von den Gnosia befreien oder das Raumschiff als Gnosia übernehmen. Ab einem bestimmten Punkt sind wir in der Lage selber unsere Rolle auszuwählen sowie zu bestimmen wie viele Menschen oder Gnosia sich an Bord befinden. Mit jedem Loop erfahren wir auch nicht nur mehr über unsere Mitstreiter, sondern werden auch besser im Argumentieren. So sind wir später in der Lage Reue zu zeigen oder bestimmte Aussagen zu übertreiben.

Umsetzung

Social Deduction und Singleplayer sind keine Begriffe von denen ich je geglaubt habe sie einmal als Beschreibung für ein Spiel zu sehen. Deswegen ist die Umsetzung der Charaktere ein besonderer Schwerpunkt. Jeder Charakter besitzt seine eigene Persönlichkeit, welche durch die sechs Fähigkeiten, die auch der Spieler selbst hat, unterstützt wird. Diese Fähigkeiten sind bei jedem Charakter unterschiedlich ausgeprägt, was auch dazu führt, dass jeder Charakter seine eigenen Schwächen und Stärken hat. Zum Beispiel besitzt Setsu eine niedrige Stealth-Fähigkeit welche sie anfälliger in den Diskussionen macht. Im Gegensatz dazu, ist ihre Logic-Fähigkeit vergleichbar hoch, was dazu führt, dass man ihren Aussagen mehr Vertrauen schenkt.

Diese Fähigkeiten in Kombination mit den Eigenschaften der einzelnen Charaktere führt dazu, dass sich das gesamte Spiel lebendig anfühlt. Man ist gezwungen auch wirklich nachzudenken wie man handelt. Man kann nicht einfach die Person töten, die einen am Vortag angezweifelt hat. Wenn man dies macht, dann fällt das in der Diskussion auf und man ist im Kälteschlaf noch bevor man etwas dagegen sagen kann. Des weiteren kann man auch nicht nur die ganze Zeit Leute anzweifeln. Wer andere zu viel anzweifelt, der sieht sich schnell selbst im Fadenkreuz der anderen Teilnehmer. Das erzwingt schon fast ein überlegtes Handeln und macht das Spiel deutlich interaktiver.

Doch wie sieht Story Progression in einem Social Deduction Spiel aus?

Die Story wird durch Events und Geschehnisse kontinuierlich weitergeführt. Um diese Story-Events zu triggern, sind bestimme Voraussetzungen oder Errungenschaften des Spielers nötig. Entweder muss man allerhand Rollen spielen, bestimme Personen in den Diskussionen unterstützen oder mit ihnen überleben. Dazu muss aber auch gesagt werden, dass eine Portion Zufall definitiv auch dazu gehört. Dies macht es hin und wieder ein wenig schwerer bestimmte Events zu erreichen.

Irgendwann fängt man an diese Events zu suchen und man merkt, dass man nicht in jeder Runde unbedingt gewinnen muss. Man fängt an Dinge auszuprobieren und zu schauen, ob diese ein Event auslösen. Der Zufall macht einem gerne schon mal einen Strich durch die Rechnung, aber auch die eigenen Fähigkeiten spielen eine große Rolle. Dies führt dazu, dass man anfängt zu überlegen, ob die Entscheidung so viele Skillpunkte in Stealth reinzustecken sinnvoll war.

Fazit

Gnosia ist keine traditionelle Visual Novel. Die Wiederholungen und der Social-Deduction-Aspekt machen es zu einem einzigartigen Erlebnis. Man möchte mehr über seine Mitstreiter erfahren, mehr über diese Welt. Warum wiederholen wir ständig die ein und dieselbe Sache? Warum sind wir mit Setsu die einzigen, die sich an vorherige Loops erinnern können?

Irgendwann kommt man in die dreistellige Anzahl von Loops und beginnt sich zu fragen: Was muss ich nun machen um mehr über diese Welt und ihre Teilnehmer zu erfahren? Man kennt fast jede Textbox auswendig, weiß wie jeder Charakter reagiert und möchte nur noch zum Ende gelangen. Dies ist der Punkt in dem die Visual Novel ihren Anreiz verliert, wie eine Dampfmaschine welche kein Holz mehr bekommt und immer langsamer und schwächer wird. Events werden spärlicher bis gar non-existent. Hier zeigt Gnosia seine größte Schwäche, nämlich die Suche nach den Events in Kombination mit dem Zufall. Man bekommt winzige Hinweise wie und mit welchen Spieleinstellungen man nach Events suchen kann und welche Rolle man spielen muss.

Aber diese Hinweise reichen nicht. Wenn man trotzdem nach dem neunten Mal nicht weiß was man in diesem Loop erreichen muss. An diesem Punkt würde ich eine Spielpause oder die Unterstützung eines Guides vorschlagen. Denn sobald man wieder einige Events gefunden hat, man dem Ende ein Stückchen näher gekommen ist, nimmt das Spiel wieder Fahrt auf.

Gnosia ist wirklich in der Lage Social Deduction und Singleplayer zu verbinden. Die unterliegende Story bleibt jederzeit interessant während man mehr und mehr über diese Welt und die eigenen Zustände erfährt. Der Mix aus Social Deduction und Visual Novel ist eine völlig neue Experience, die man so in einer klassischen Visual Novel noch nicht erlebt hat. Man sollte aber auch nicht nur während den Diskussionen aktiv mitdenken, sondern auch am Ende der Story.~

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