Tja , werte Eroge-Aficionados. Nach einer längeren Erholungspause von Cyber-Punk Samurais, wage ich mich wieder ins altbekannte Niemandsland, indem ich mir ein neu lokalisiertes Visual Novel von JAST USA, ursprünglich von Black Cyc entwickelt, vornehme: SaDistic BlooD.
Wer sich den Newsartikel vor ein paar Tagen mal durchgelesen hat, wird sich wohl schon ungefähr denken können, was für schändliche Perversitäten man in Chisakura erlebt. Bevor ich aber direkt in die Review einsteige, ist es erstmal Zeit für ein wenig Eroge-Geschichtsunterricht (danke nochmal an Tyr fürs drauf aufmerksam machen): Was viele nicht wissen werden, wenn sie zum ersten mal SaDistic BlooD (ab sofort mit „SB“ abgekürzt) spielen ist, dass es eine Art Kreuzung aus Fandisk und Reboot für ein schon existierendes Eroge von Black Cyc ist, das vor knapp 14 Jahren das Unlicht der Welt erblicken durfte: MinDeaD BlooD.
Wenn nur Bram Stoker davon wüsste …
Ohne zu viel auf MB einzugehen, (wer weiß, vielleicht gibts dazu irgendwann mal ein Review …) ist die Synopsis im Grunde, dass man einen Vampir mit Amnesie spielt, welcher auf der künstlichen Insel Chisakura aufwacht und sich gegen verschiedene Faktionen behaupten muss. Wirkliche Gemeinsamkeiten mit SB bestehen jedoch nicht wirklich außerhalb davon, dass es Vampire, deren Jäger und den gleichen Schauplatz gibt und nebenbei noch einige Cameos, was die Namen von Charakteren angeht, da so gut wie jeder namentlich Genannte eine Referenz zu MB ist.
Content Warnung! Logischerweise hat man bei einem Eroge auch Ero-Content, aber da ich weiß, dass die wenigsten Perverslinge von euch sich davon abbringen lassen, sei zusätzlich gesagt, dass es auch große Mengen an Gore und Ero-Gore gibt.
Wie heißt es doch so schön: Lieber einen Charakter mit Brillenfunktion als 20 schlechte
In SaDistic BlooD gibt es mehr oder weniger drei Hauptcharaktere.
Sonohara YunaDirekt am Steuer sitzt man lediglich bei einer und zwar Sonohara Yuna, einer dominanten Vampirin, welche Menschen nur als laufende Mahlzeiten und Sklaven sieht. Sie setzt alles daran, dass es ihr und ihrer etwas scheuen Gefährtin Shizuha gut geht. Innerhalb des Spiels geschieht das meiste aus ihrer Sicht und jegliche Entscheidungsgewalt ist ebenfalls ihr Eigen. |
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Nanase ShizuhaDie scheue und zurückhaltende Vampirin Nanase Shizuha scheint immer das zu befolgen, was Yuna ihr befiehlt, denn sie trinkt nur ungerne Menschenblut, sondern lieber das von Yuna. Menschen zu schaden ist ihr zuwider und sie stößt deshalb mit ihrer Weggefährtin auch desöfteren aneinander. Trotzdessen scheint eine innige Liebe zwischen beiden zu herrschen. |
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Sakaki YuikaDie junge Vampirjägerin Sakaki Yuika mit modifiziertem Faustpfahl hat keine sonderlich großen Bedürfnisse im Leben, abgesehen davon, jeglichen Vampir auszulöschen. Die werte Yuika hat nämlich ihre Eltern in einem Vampirangriff als Kind verloren und will diesen jetzt alles heimzahlen. Für die Fetischisten unter euch gibt es die Option für CGs speziell ihre Brille ein- und auszuschalten. Leider funktioniert das nicht makellos, denn nach Einstellen der Option muss erst ins Menü zurückgekehrt werden, bevor es funktioniert. Der Sprite selbst, trägt stets auch eine Brille, was meiner Meinung nach eine leichte Enttäuschung ist. Wenn in Rom … |
Plot, or how I stopped worrying and started loving lesbian vampires
Eventuell habt ihr euch schon meinen Newsartikel zum Release angesehen, aber hier erzähle ich dann doch etwas mehr. Die Handlung beginnt damit, dass die beiden feuchtfröhlichen Vampirliebhaberinnen Yuna und Shizuha auf der Flucht vor den Hunters sind, einer Gruppierung von Vampirjägern, welche wirklich alles daran setzt, jegliche Vampirbrut auszulöschen. Zu diesem Zweck begeben sich beide auf die technologisch-fortgeschrittene künstliche Insel Chisakura und machen direkt einen Hausbesitzer mittels Vampirbiss zu einem ihrer Untertanen. Sie merken jedoch schnell, dass die Hunter ihnen früher auf den Fersen sind als gedacht und müssen einer 4-köpfigen Gruppe mit ebenbürtigen Kontrahenten entkommen.
Unter diesen 4 Huntern ist nicht nur die schon bereits erwähnte Yuika, welche mit ihrer Faustwaffe kämpft, sondern auch drei Biowaffen, welche im wahrsten Sinne des Wortes mehr als unmenschlich sind. Ihre Namen: Alice, Rapunzel und Gretel. Sie scheinen auf Chisakura eigene Ziele verfolgen, die nicht immer mit denen der Organisation übereinstimmen.
CGs und Ero-Content
Kommen wir zum Hauptgang des Abends: Den kreativ-künstlerischen Ergüssen Black Cycs. Ab jetzt wird gespoilert, deshalb solltet ihr ab hier zum Unterpunkt „Musik“ skippen.
Der Kerl kann froh sein, dass man als Vampir nicht so viele Schmerzen spürt.
Fairerweise muss man sagen, dass man bei der Qualität und Arbeit, die in den CGs und zum Teil auch in den Sprites steckt, wirklich nicht meckern kann. Das Hauptaugenmerk liegt aber eher weniger auf dem „lüsternen“ Ero sondern eher auf dem Guro, und es muss einen eben ansprechen, damit man an sowas gefallen finden kann. Persönlich finde ich Guro sehr interessant und habe damit eine gewisse Faszination (einer der [vielen] Gründe, warum ich Maggot Baits so sehr liebe). Ich war sogar eher positiv überrascht, was für Sachen sich Schreiber/Künstler beim Entwickeln ausgedacht haben. In der Hinsicht also Hut ab. Als Randinfo nebenbei: Jeglicher Gore-Content wurde in den originalen Japanischen CGs zusätzlich zum schon notwendigerweise mosaikierten Genitalverkehr auch mitzensiert. Da von Seitens JAST ja bald ein Patch zum Entschärfen des Gore-Contents kommen soll, nehme ich an, dass dieser auf den originalen CGs basiert.
Vor allem verstörend fand ich diese Szene hier, in der Yuna von den Huntern gefangen genommen wird und in den Experimenten immer größere Teile ihres Körpers verliert, jedoch wegen ihrer unheiligen Macht nicht die Erlösung des Todes erfahren kann.
Musik und Sounddesign
Auch wenn der Soundtrack eher bescheidene Länge hat, ist er doch sehr variiert, wirkliche Meisterwerke findet man darin jedoch nicht. Weder besonders gut noch besonders schlecht, es gibt ihn halt, viel Tension-Atmospherik und ein wenig schwarze Romantik triffts am besten.
Die Synchronsprecherinnen sind auch definitv gut gewählt und erledigen ihre Rollen mehr als nur gut. Bei den Ero-Szenen war ich doch sehr beeindruckt, wie gut sie kreischen konnten :^)
Fazit und Kritik
Auch wenn ich es anmuten ließ, dass es Dinge gab, die mir bei Sadistic Blood gefallen haben, muss ich doch noch mal den Hammer der Gerechtigkeit schwingen. Den besten Eindruck hat bei mir eindeutig der Gore-Content hinterlassen; kreativ das Erfrischendste, was das Spiel zu bieten hat. Leider hörts da auch schon recht schnell auf. Wobei die Backstory der beiden Protagonistinnen noch einigermaßen ausgearbeitet ist, fällt diese bei Yuika komplett flach und es wird eben nur darauf verwiesen, dass ihre Eltern ermordet wurden. Selbst das Spiel ist so stoisch und handelt dies mit einem One-Liner ab, der paraphrasiert ungefähr „My parents were killed by vampires, that’s simply the reason.“ entspricht.
Außerdem hat die Hunterorganisation aus irgendeinem Grund ein Gerät, welches ohne wirkliche Erklärung Vampire lokalisieren kann. Ohne DNA. Ohne Signatur – einfach so. Ja, ich weiß, es ist Fiktion, aber in der Science-Fiction, in der Vampire, welche EIGENTLICH nichtmal mehr leben und damit auch keine Wärmesignatur haben, von nem Sensor lokalisiert werden, dürften zwei popelige Vampire für eine solche Organisation kein Problem darstellen. Bezüglich der Biowaffen wird auch nie genau erklärt, wie sie genau funktionieren, wie sie erschaffen wurden oder Ähnliches, was auch etwas ernüchternd ist.
Was die Story betrifft, ist es sehr offensichtlich, wo die Verteilung der Resourcen lag: Der Fokus war auf dem Augenschmaus und nicht auf dem literarischen Aspekt, was, wie ich finde, recht schade ist. Man könnte natürlich sagen, dass bei einem Spiel was knapp 3-5 Stunden lang ist, dies eher schwierig ist. Da stimme ich in gewisser Weise auch zu, jedoch handelte es sich z.B. in meiner Vorgängerreview über Hanachirasu auch um ein knapp 5-6 Stunden Visual Novel, welches gefühlt das Zehnfache an Story und Worldbuilding inne hatte. Lag wohl unter anderem daran, dass die Ero-Szenen eher zur Auflockerung dienten und meist nicht mehr als 10 Minuten in Anspruch nahmen. Einen Kritikpunkt innerhalb der Story muss ich noch los werden:
In einer der Routen schafft es Yuna Rapunzel, einer der Biowaffen, im Kampf zu besiegen und ihn zu überzeugen, auf ihre Seite zu kommen. Die anderen schafft sie ebenfalls zu überzeugen, aber vor allem Gretels Überzeugung, derjenige der Biowaffen, die Yuika vergöttlicht, ist, finde ich, doch sehr schwach. Im Grunde: „Um deine Herrin wirklich frei werden zu lassen von ihren monotonen Pflichten musst du sie umbringen.“ Und das Schlimmste ist, dass er ohne jegliche Widerworte darauf sogar eingeht, was für mich einfach etwas dahingeklatscht ist.
Enden
Etwas, dass mich ein wenig gestört hat, war die Unklarheit, wie genau man denn bestimmte Enden erreicht. Nur durch viel Ausprobieren hatte ich dann das „True End“ erreicht und musste beschämt feststellen, dass mir immernoch ein Ende gefehlt hatte.
Potenzial dafür, dass daraus etwas Größeres wird, war auf jeden Fall vorhanden, wurde aber von Black Cyc leider nicht wahrgenommen und es wird wahrscheinlich eher bei diesem etwas gerushten, aber in manchen Hinsichten doch ganz interessanten Standalone bleiben.
Empfehlung
Ich weiß nicht genau, wem ich SaDistic BlooD empfehlen kann; eine schlechte Erfahrung war es definitiv nicht. Ich bin aber nicht so verblendet und behaupte, es sei kein Nukige, das ist es nämlich definitiv. Das heißt aber nicht, dass der Plot bzw. die Story komplett unter den Tisch fällt, es ist halt eher der Rahmen, in dem sich die Entwickler begeben haben, um sich künstlerisch auszutoben. Falls einem die Eroszenen in z.b. Maggot Baits gefallen haben, werden einem diese in SaDistic BlooD nicht zuwider sein, erwartet aber vom Storyrahmen oder den Charakteren nicht allzu viel. Hier ist ein Hoffen darauf, dass eventuell klassische Black Cyc-Titel irgendwann mal im Westen erscheinen.
Schwule Vampire, aber mal Anders.